Nightmare Industries
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Dunkelheit de luxe

Trotz eines erfolgreichen Debüts nach einer Salve Tiefschlägen aufgeben? Nicht, wenn die Band DEATHSTARS heißt. Die Schweden buddeln sich lieber selbst aus ihrem dunklen Loch und kommen gestählt mit dem Meisterstück "Termination Bliss" hervor...

Die Zeit seit dem hierzulande 2003 veröffentlichten "Synthatic Generation" verlief beileibe nicht leicht für Whiplasher, Nightmare Industries, Skinny und Bone W. Maschine. Nicht nur mussten sie nach dem Ausstieg des Gitarristen Beast X Electric als Quartett weitermachen, sondern auch im Privaten leuchteten die Sterne für sämtliche Mitglieder nicht allzu hell, insbesondere den Hauptverantwortlichen für die Musik der DEATHSTARS, Gitarrist Nightmare, traf es hart, Todesfälle, Beziehungsprobleme, Depressionen - die Liste seiner Probleme dürfte Seiten füllen. Auch für Frontmann Whiplasher erwies sich diese Situation nicht als einfach, schließlich ist seine Beziehung zu Nightmare keineswegs auf die Band beschränkt. Er bezeichnet seinen Kollegen zudem als besten Freund. "Viele Menschen starben, Nightmares Bruder Jon Nödtveidt, saß wegen Mordes im Gefängnis, und um uns herum geschahen nur Unglücke. Eine sehr schwierige Zeit für uns alle!", resümiert der Sänger und Texter, dessen Lebensstil sich schlicht mit "Rock’n’roll" beschreiben lässt. Die 600 km zwischen Stockholm und der schwedischen Westküste, wo Nightmare sich zu dieser Zeit aufhielt, erschwerten die Situation zudem. "Ich versuchte, ihm aus der Misere zu helfen, ihn zum Schreiben neuer Stücke anzuspornen, doch es war meist unmöglich ihn überhaupt aus dem Bett zu bekommen. Einen Freund so niedergeschlagen zu erleben und hilflos neben ihm zu stehen, war frustrierend. Wir beide gehen mit Depressionen sehr verschieden um. Ich lenke mich auf Partys ab und lande mit den falschen Mädchen im Bett, während seine Gedanken um den Griff zur Rasierklinge kreisen."

Unheilige Ehe

Trotz dieser andersartigen Realitätsbewältigung fließt in beiden DEATHSTARS- Haupt- Songschreibern das gleiche Blut. Wenn Whiplasher über seinen langjährigen Gefährten spricht, mit dem er seit seinem dreizehnten Lebensjahr musiziert, betont er ihre Seelenverwandtschaft, ohne seinen ironisch- zynischen Humor zu vernachlässigen. "Wir sind wie ein Ehepaar im übertragenen Sinne. Natürlich verkörpere ich in dieser imaginären Beziehung den Mann, das ist klar", lacht er mit rauer Stimme aus dem Hörer und spinnt in Gedanken eine Tim- Burton- ähnliche Hochzeitszeremonie. "Wir ergänzen uns prächtig. Der Priester dieser fiktiven Ehe hört auf den Namen DEATHSTARS, während der Schwur nicht durch eine Bibel, sondern durch eine Gitarre besiegelt wird. Ich denke, wir werden bis zum Ende unserer Tage verbündet sein. Natürlich gibt es auch in solch einer langen Freundschaft Höhen, Tiefen und auch Kämpfe. Wir gehören zu einer Band, um zu einer Band zu gehören. Das ist unser Leben seit Teenie- Zeiten und wir wollen es auch nicht anders."

Die Befreiung

Anstatt sich in Selbstmitleid zu ergeben und auch den letzten Halt, die eigene Musik, auf den Scheiterhaufen zu legen, zog sich die Gruppe selbst wieder hoch - mit neuen Kompositionen, die sich allen Stil- Festlegungen widersetzen. Ob Gothic, Industrial, Elektronik, (Death-)Metal oder Glam Rock - auf "Termination Bliss" wird man von Nightmares druckvoller Produktion überrollt, die auch noch von Stefan Glaumann (Rammstein, Clawfinger, Def Leppard) gemischt wurde. Keine Frage, mit diesem Silberling werden die Musiker für ihre Ausdauer belohnt werden, ihre Position ausbauen und lasche Goth-Pop-Kapellen auf die hinteren Plätze verweisen. Sänger Whiplasher umschreibt die Stücke seiner Mannen am liebsten als "Death Glam". Nur eine Bezeichnung hasst er wie der Teufel das Weihwasser: "Cyber Goth". Im weiteren Gespräch betont Whiplasher immer wieder die Essenz der DEATHSTARS: Persönlichkeit. Ihm und seinen Mitstreitern sei das Einfließen der eigenen Psyche in Musik und Texte immens wichtig. Eines der obersten Gebote sei außerdem, stets eine gesunde Portion Humor zu bewahren und niemals als Besserwisser in Erscheinung zu treten. "Ich denke nicht im Entferntesten daran, den Hörern Unterschiede zwischen "Gut" und "Böse" zu erklären oder ihnen die Wahrheit über die Welt mitteilen zu wollen, denn ich befinde mich in keiner besseren oder höheren Position. Ich möchte andere Menschen die Welt durch unsere Augen sehen lassen, ihnen den dunklen, skandinavischen Blick auf die westliche Zivilisation anbieten - Wertepredigerei hingegen gibt es bei uns nicht."

Darkness forever

Überhaupt findet Whiplasher die Herkunft enorm wichtig beim Schreiben neuer Songs, wobei er nicht nur die musikalischen Ursprünge hervorhebt, die die Heeren auf schwarzmetallischen Pfaden mit der DEATHSTARS- Vorgängerband SWORDMASTER beschritten, sondern auch die geografische Position. Arbeitslosigkeit und soziale Probleme, klirrende Kälte und wenig Sonneneinfall liefern die Grundlage für dunkle, aber stets harte, unpolierte Vertonungen. "ich wuchs mit der Florida- Szene und Bands wie DEICIDE oder MORBID ANGEL auf, doch die amerikanische und europäische Szenen unterscheiden sich seit jeher grundlegend", fasst der vielseitig interessierte Musik- Konsument zusammen. "Die nördlichen Länder sind dabei weniger von Getue und Imageklauberei geprägt. Fast das ganze Jahr hinüber herrscht Dunkelheit in Skandinavien, die Selbstmordquote ist die höchste weltweit. Dunkelheit bedeutet für uns eine Alltagssituation. Unsere Texte handeln beispielsweise auch von Abhängigkeiten, jedoch nicht von Himmel-und-Hölle-Illusionen. Wir möchten unsere Basis, den rauen Black Metal, weiterentwickeln und etwas Exklusives erschaffen. Dazu ist unser Studio sehr wichtig, niemals könnten wir uns mit mobilem Aufnahme- Equipment morgens am Strand rumlümmeln und mittags Songs aufnehmen."

Wir müssen draußen bleiben

Das erwähnte Studio nennt sich Black Syndicate und wird in erster Linie von Nightmare und Skinny betrieben. Hier verfügt die Band über alle Freiheiten und muss bei Produktionen nicht ständig auf die Uhr schauen, um horrende Mietkosten zu sparen. Wenn die Todessterne dort werkeln, geschieht dies immer ohne Zuschauer. Externe werden gnadenlos ausgeschlossen, das gilt auch und insbesondere für Plattenfirmenmitarbeiter. "Im Studio möchten wir etwas Besonderes erschaffen, deshalb gewähren wir niemandem den Zutritt, bis die Aufnahmen abgeschlossen sind", betont Whiplasher. "Bei der Entstehung von "Synthatic Generation" wurden die Vertreter von Universal, unserem damaligen schwedischen Label, ziemlich unruhig, als sie einige Zeit nach der Vertragsunterzeichnung nichts von uns gehört hatten. Sie hatten uns als Black-/death-Metal- Band unter Vertrag genommen, doch im Studio entschieden wir uns zu Neuem und fügten Synthesizer hinzu. Allerdings informierten wir sie nicht darüber, bis das Album fertig war. Sie fragten sich die ganze Zeit, was wir da trieben, schließlich hatten sie eine Stange Geld investiert. Derlei ist aber nicht wichtig für uns. Wir tun, was wir wollen - nicht, was andere von uns erwarten. Paradoxerweise fahren wir mit dieser Einstellung sehr gut."

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

So widerspricht der umtriebige Sänger auch Meinungen, er gehe zum Lächeln in den Keller oder schreibe seine Texte nur in tiefster Trauer. "ich möchte nicht verallgemeinern, aber viele Musiker behaupten, Musik sei ihre Flucht, suhlen sich fast schon darin, nur in dunkelsten Phasen des Lebens schreiben zu können. Auf mich treffen solche Aussagen nicht im Geringsten zu. Ich schreibe, wann immer ich in der richtigen Stimmung dazu bin, der Moment muss einfach passen. Vergleiche mit Gothic Bands, die Schönheit in Dunkelheit suchen, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Wir nutzen unsere persönliche Dunkelheit, um sie zu erforschen, sie auszudrücken und etwas Wertiges darin zu finden, das uns bei der eigenen Weiterentwicklung hilft. Was ist schon erstrebenswert daran, kontinuierlich traurig zu sein? Wer auch immer das möchte, muss ein Idiot sein."

Diskografie:

Synthetic Generation (2003)

Termination Bliss (2006)

Line- Up:

Nightmare: Gitarre, Synthesizer, Programmierung

Bone W Maschine: Schlagzeug

Skinny: Bass

Whiplasher: Gesang

Herkunft: Schweden

Website: www.deathstars.net, www.myspace.com/deathstars

Was nicht jeder weiß:

- Bassist Skinny spielt Gitarre in einer Punk- Band namens REVOLUTION RIOT. Songs gibt es zu hören unter www.myspace.com/revolutionriot

- Whiplasher ist riesiger KISS- Fan und durfte Gene Simmons bei einer Playboy- Party kennen lernen. Er wollte aber nur ein Autogramm, denn: "Götter sollte man nicht treffen."

- DEATHSTARS waren schon mit Synthatic Generation ganz weit vorne in den schwedischen TV- Charts.

- Der erste Termination Bliss- Videoclip zu Cyanide wurde in Belgrad gedreht.

Whiplasher nutzt seine rare Freizeit gerne für rauschsubstanzen- geschwängerte Jagdaufenthalte in Norwegen.

- Fünf Alben, die immer wieder in Whiplashers CD- Player rotieren: 1.KISS - alles; 2.Deicide - Deicide; 3.Darkthrone - A blaze in the northern sky; 4.Rolling Stones - Let it bleed; 5.Roky Erickson - The evil one

 

Sextalk mit Nightmare und Whiplasher

Könnt ihr euch an euer 1.Mal erinnern?

Nightmare: Na klar. Ich war 14 und wir haben es in ihrem Schlafzimmer getan. Wir waren noch Kinder, aber es war trotzdem schön. Aus heutiger Sicht war es natürlich nicht besonders spektakulär, doch irgendwann muss man ja mal anfangen.

Whiplasher: Ich hatte von meinem fünften bis zu meinem zehnten Lebensjahr oralen Sex mit zwei Schwestern, das hat Spaß gemacht! Als wir älter wurden, haben wir begriffen, was wir da eigentlich tun, und damit aufgehört. Irgendwie ist es ziemlich krass, aber es belastet mich nicht, heute denke ich kaum mehr darüber nach. Meine Unschuld verlor ich mit 17 an ein Black Metal-Girl, es war ein toller Start: Ich war nüchtern, und ich war verliebt!

Was mögt ihr beim Sex ganz besonders?

N: Alles. Es kommt auf die Persönlichkeit des Mädchens an, mit dem du im Bett liegst. Aussehen ist zwar wichtig, aber längst nicht alles.

W: Solange es ein heißes Mädchen ist, mit dem ich im Bett liege, ist alles erlaubt.

Worauf steht ihr in punkto Sex weniger?

W: Kerle!

N: Ja, das geht gar nicht.

Wo guckt ihr bei einer Frau als Erstes hin?

N: In die Augen, sie verraten sehr viel über einen Menschen.

W: Man kann einem Mädchen nicht einfach in die Augen oder auf den Hintern schauen, das genügt nicht. Es ist viel wichtiger, wie sie sich bewegt, wie sie an ihrem Drink nippt, wie sie ihre Zigarette raucht und was sie sagt. Es geht dabei um Charisma und nicht nur um Äußerlichkeiten.

Welche Unterwäsche findet ihr an Frauen sexy?

N: ich mag knappe Dessous, Stringtangas und so was.

W: ich stehe auf durchtrainierte Frauen, die auf ihren Körper achten. Darum mag ich auch sportliche Unterwäsche sehr gern.

Was für Unterwäsche tragt ihr selbst?

N: Ich trage einen schwarzen String.

W: Ich mag schwarze Boxershorts. Unterwäsche muss bequem sein; ich will sie ja auch tragen, wenn ich Sport treibe.

Hattet ihr schon Erfahrungen mit mehr als einer Frau?

W: Na klar, mit mehreren Frauen. Das ist eine feine Sache, man hat mehr von allem! Sie waren auch immer alle zufrieden hinterher. Frauen sind das Beste auf der Welt; wenn du eine haben kannst, ist das toll, wenn du mehrere haben kannst, ist es der absolute Wahnsinn.

N: Ja, sicher. Das macht jedoch nur Spaß mit Frauen, die sich fallen lassen können, sich in ihrem Körper wohl fühlen und nicht ständig Vergleiche zu ihren Konkurrentinnen ziehen.

Hattet ihr jemals Erfahrungen mit einem anderen Mann?

W: nein, es sei denn, Sex mit einer Frau zur gleichen Zeit im gleichen Raum, zählt dazu.

N: Das ist nicht mein Ding.

Was haltet ihr von Spielzeug?

N: Dagegen ist nichts einzuwenden. Allerdings sollte Sex auch ohne Hilfsmittel Spaß machen, ansonsten läuft etwas schief. Ich brauche keine Sextoys, mir reicht das Mädchen völlig aus.

W: Sexspielzeug? Für Frauen oder für Männer? Es ist auf jeden Fall toll, und man kann sehr viel Spaß damit haben. Meine Erfahrungen sind da durchweg positiv.

Was denkt ihr über Pornos?

N: ich habe noch nie einen Pornofilm gekauft oder ausgeliehen, aber Pornos machen auf jeden Fall an; wenn man in der Stimmung für die ganzen harten Sachen ist, die in Pornos gezeigt werden, ist es in Ordnung. Mir selber ist das nicht so wichtig. Wenn ich auf der Straße ein hübsches Mädchen sehe, versuche ich mich später, wenn ich wieder zu Hause bin, an sie zu erinnern und habe meinen Spaß mit ihr. Es passiert alles im Kopf, man muss seinen Phantasien freien Lauf lassen.

Wie ist eure Meinung zu Prostituierten?

W: Prostitution ist etwas ganz Furchtbares, es ist wirklich tragisch. ich würde niemals im leben für Sex zahlen.

N: Sex sollte man mit einer Frau teilen, die einen anmacht und die einen auch haben will, deswegen halte ich nicht viel von Prostitution.

Gibt es eine spezielle Phantasie, die ihr schon immer mal ausleben wolltet?

N: ich habe alles, was ich wollte, bereits ausprobiert, bis aber natürlich weiterhin offen für Vorschläge. Vor zehn Jahren sah es noch anders aus, da war meine Wunschliste lang, doch inzwischen habe ich alles ausprobiert.

W: Es gibt ganz viele Dinge, die ich gern mal erleben würde. Meine liebsten Phantasien: Ich bin der König und sitze auf einem Thron, um mich herum viele Frauen, die sich aufopfernd um mich kümmern. Es wäre aber auch cool, wenn es wie in einem Computerspiel funktionieren würde: Man sieht ein Mädchen, das einem gefällt, nimmt es mit, hat Sex, genießt die Zeit, und das war's. Dann geht man weiter in der virtuellen Welt, sucht nach einem scharfen Mädchen, nimmt es mit, hat Sex...und so weiter. Diese Phantasien wende ich auch öfter an. Einen Wunsch habe ich mir kürzlich erfüllt, ich habe mich von einer israelischen Militärangehörigen vergewaltigen lassen. Natürlich wollte ich es auch, und es war echt der Hammer - sie hat sich auf mich gesetzt, ihre Waffe in den Händen, und war wirklich sehr, sehr hart zu mir.

N: Das stimmt tatsächlich, er hat mich gleich danach angerufen und mir davon erzählt.

  

DEATHSTARS

Die DEATHSTARS sind zurück und wie es sich für eine anständige Band gehört, verfügt man mit Whiplasher nicht nur über einen charismatischen Frontmann, sondern auch über einen echten Charakterkopf, dessen Humor gerne mal etwas ‚schräg’ ausfällt. Nachzulesen in den folgenden Zeilen, die aufgrund des neuesten Outputs ‚Termination Bliss’ verfasst wurden.
Lass’ uns zunächst noch mal die Entstehung von DEATHSTARS anschneiden. „Es ging in den frühen Neunzigern los, als wir in der Undergroundszene des Extreme Metals verwurzelt waren. Wir spielten zu dieser Zeit bei Swordmaster und auch Dissection. 1999 sah ich in einer Dokumentation ein Foto eines Kerls mit AIDS, der mit einer Maschinenpistole bewaffnet in einer leeren Diskothek irgendwo in Tschetschenien stand. Irgendwie war mir dann klar, dass ich meinen Alpträumen freien Lauf gewähren konnte. Meine Vision war klar, denn dieses Foto sagte praktisch alles. Es war unsere Inspiration. Sicherlich etwas strange, aber sind das die Geisha-Kultur in China und LEGO nicht auch?"

Die Uniformen, mit denen ihr auf dem Coverartwork zu sehen seid, sind doch etwas strange. „Stecke Personen, die keine moralischen Werte haben, in diese Uniformen und sie visualisieren unser System des Russian Death Pop. Wir bedienen uns gerne paradoxer Dinge, alleine schon beim Bandnamen. Deathstars – das ist Death Glam oder Russian Death Pop. Unsere Texte drehen sich stets um Konflikte und Widersprüche ... und um gut aussehende Frauen. Hey – wenn ihr meine Uniform nicht mögt, dann kommt in mein Bett und zieht sie mir aus. Das geht schneller als ihr denkt, Babies."
Kann man auch die visuelle Umsetzung eurer Songs auf der Bühne erwarten? „Erwarte Dunkelheit mit einem Tick Finesse, eine Rockband mit Sinn für Vaginas und eine Band, die von den Eltern ganz sicher gehasst wird, wenn ihre Teenager uns anhören."
Mit welchen Plänen werdet ihr 2006 letztendlich durchstarten? „Oh – wir haben viele Pläne. Du wirst es schon sehen, aber derzeit sind sie noch vertraulich. Ich kann sie dir gerne erzählen, aber danach muss ich dich einen Kopf kürzer machen."
Lass mal lieber, Whipi …. aber sollten unsere Leser näheres Interesse haben: „Meine Telefonnummer ist 0046 77 97 237. Ruft mich an, wenn ihr wollt. Ich bin für 100 Dollar die Stunde zu haben."

Death Glam im schwarzen Lambo

Sie sind eine Ausnahmeerscheinung der Szene, lassen Frauenherzen höher schlagen und wissen durch ihren umwerfenden Sound zu überzeugen. Schon ihr Debütalbum „Synthetic Generation" ließ erahnen wie viel Potenzial in den knackigen Schweden steckt. Mit dem jüngsten Werk „Termination Bliss" zieht die Band alle Register und setzt ein Zeichen.

Nach wir vor ist der Stil der Formation nicht leicht in Worte zu fassen. Deathstars sind Meister darin unterschiedliche Elemente auf kreative Weise zu kombinieren. Die neue Scheibe ist druckvoll und dynamisch, angereichert mit viel Melodie, Elektronik und fetten Riffs. Andreas Bergh, Sänger des Quartetts, ließ uns an seinen düsteren Visionen teilhaben und zeigte sich trotz Grippe von seiner besten Seite. „Die neue Platte ist ein schwarzer Lambo Diablo", stellt Whiplasher mit einem Augenzwinkern fest. „Wir haben uns wirklich ins Zeug gelegt, zudem haben wir uns als Individuen und als Band weiterentwickelt. Synthetic Generation war unser erster Gehversuch. Was diese Art von Musik anbelangt, haben wir experimentiert. Nun wissen wir, was wir wollen und wie wir es erreichen. Ich kann mich mit Termination Bliss viel eher identifizieren", so Herr Bergh, kurz bevor er vom Husten kräftig durchgeschüttelt wird. Als er sich wieder gefangen hat fügt er lächelnd hinzu: "Ich bin mit dem neuen Album zu 99,666% zufrieden, es ist viel dunkler und persönlicher als der Vorgänger und auf jeder Ebene besser."

In der Zeit zwischen den beiden Silberlingen ist einiges passiert: "Es war eine harte Phase mit vielen Todesfällen und Depressionen, doch wir haben sie überwunden und gehen gestärkt daraus hervor. Man kann es so beschreiben: früher waren wir alle fett und nun sind wir echt gute Bodybuilder, wir haben an uns gearbeitet."

Es ist nicht einfach die Musik der Herrschaften in eine Schublade zu zwängen: "Und ist es nicht besonders wichtig, eingeordnet zu werden, wir machen unseren eigenen Sound und dafür kann man viele schöne Namen finden, Death Glam zum Beispiel."

Termination Bliss ist ein sehr düsteres, gefühlvolles Album, das sich hauptsächlich mit den vier Charakteren der Band befasst. Welche Bilder erscheinen auf Whiplashers innerer Leinwand, wenn er die Platte hört? Er schließt die Augen und kehrt in sich: "Es ist Nacht, ich sehe glühende Zigaretten und Neonlichter. Drogen liegen auf dem Tisch und da sind viele hübsche, leicht bekleidete Mädchen um mich herum, wahrscheinlich bin ich in Paris. Ja, ich befinde mich über den Dächern der Stadt, mit einer Rasierklinge an meinem Arm um mich zu vernichten und einem Glas Champagner in der Hand um mich zu feiern." Besser kann man eine gefühlsmäßige Gratwanderung nicht beschreiben. Der Pappschuber von Termination Bliss zeigt die vier überaus ansehnlichen Musiker in strengen Uniformen und ruft verschiedene Assoziationen hervor, doch Whiplasher stellt klar: "Die Klamotten passen gut zu unserem Sound, der ist genauso hart und gnadenlos. Keiner von uns war beim Militär, darum finde ich es umso wichtiger mal eine Uniform zu tragen. Ich hätte natürlich zum Heer sollen, meine Testergebnisse waren sehr gut, doch ich weiß nicht so recht ob das was für mich gewesen wäre, die Mentalität der Army ist interessant, aber passt nicht wirklich zu mir. Um mich zu retten habe ich schließlich dem Psychologen etwas vorgeflunkert, er hielt mich für völlig durchgedreht und hat mich nach Hause geschickt. Über diese Erfahrung habe ich einige Songs geschrieben", freut sich der Schwede, dass sein Plan geglückt ist.

Zwischen dem Song Blitzkrieg und dem Styling der Band gibt es keinen Zusammenhang: "Ich habe nicht dagesessen, das Stück geschrieben und mich darauf gefreut eine Uniform zu tragen. Wir wollen mit unserem Werk niemandem zu nahe treten, wir kritisieren und feiern in unseren Liedern hauptsächlich uns selbst und unseren Lebensstil. Zu viele Bands kümmern sich nur noch darum das Geschehen in der Welt zu kommentieren, wir beschränken uns lieber auf uns selbst."

Haben Deathstars also keine Message, die sie an ihre Fans weitergeben wollen? "Na klar haben wir die! Sie lautet: Besorg dir eine Waffe, halte immer ein paar Rasierklingen bereit, erfreue dich am Alkohol, schlafe mit so vielen Frauen wie möglich und nicht zuletzt, zerstöre das Auto deines Nachbarn!", scherzt Whiplasher. "Es reicht völlig wenn die Fans unsere Songs mögen. Deathstars ist eine Einrichtung für Menschen mit psychischen Problemen, eine Art Selbsthilfegruppe, unsere Tür steht immer für euch offen."

Herr Bergh putzt sich die Nase: "Ich glaube ich habe Fieber, ich sollte in die Sauna gehen", spricht er mit kratziger Stimme und kann einem wahrlich leid tun. Mitleid kann man auch mit der Kreatur empfinden, die im neuen Video zu "Cyanide" zu Versuchszwecken missbraucht wird. Wer schon beim Anblick von Fotos der Combo ins Schwärmen gerät wird den Clip lieben, denn Nightmare, Whiplasher, Bone und Skinny sind Balsam für die Augen aller Ästhetikerinnen, dazu kommt der eingängige Song mit Hitpotenzial. Welche Bands aber sind es, die Deathstars mitgeprägt haben? "Auf jeden Fall Kiss, das war die erste Band die ich wirklich geliebt habe, als Knirps hatte ich schon alle Alben. Die Rolling Stones und Bruce Springsteen haben ebenso Einfluss auf unsere Musik wie alte Black Metal Bands. Ich informiere mich eigentlich wenig darüber was im Moment in der Szene abgeht und orientiere mich nicht daran", gibt Whiplasher zu. Das Fieber lässt ihn wohl schwitzen, denn er krempelt die Ärmel seines Pullis hoch und legt damit jede Menge Tätowierungen frei. Die meisten davon sind Mutter und Vater gewidmet: "Ich wüsste nicht womit ich meinen Körper zieren sollte, wenn nicht mit meiner Familie. Ihnen habe ich zu verdanken, dass ich existiere und so bin wie ich bin. Demnächst lasse ich mir noch den Namen meiner Schwester stechen."

Entertainment from hell

Deathstars – ein Name, eine Passion, ein Versprechen: Die Musik des düsteren Vierers aus Schwedens Schoß lässt sich auf viele Arten beschreiben: Heiß wie eine Kernschmelze in Tschernobyl, sexy wie in der Nacht aufblitzende Rasierklingen, cool wie eine lässige Kippe im Mundwinkel blutgesäumter Lippen. Entertainment from hell. Oder, wie es Sänger Whiplasher am liebsten ausdrückt: „Es ist wie Champagner trinken und dabei einige Linien Koks auf dem Sarg von Marilyn Monroe zu ziehen."

Nach ihrem erfolgreichen Debütalbum 2003 wagen sich die Deathstars nun weiter vor in die Abgründe aus Tod, Glam und Rock’n’roll. Termination Bliss heißt das neue Album – für die einen ist es profan eine Mischung aus Rammstein, MM und den Sisters of mercy, für die anderen eine scharfe, sich zärtlich ins Fleisch bohrende, auditive Klinge. Aggression, Verlust, Dekadenz und Glamour spielen dabei die lyrischen Schlüsselrollen, nicht ohne eine gesunde Portion schwarzer Ironie. „Es geht darum, sich seinen eigenen dunklen Seiten zu stellen", erklärt Whiplasher, der auch für die Texte verantwortlich zeichnet, das Konzept.

„Termination Bliss ist wahrscheinlich das Komplexeste, das wir je geschaffen haben", ergänzt Gitarrist und Komponist Nightmare, „zumindest im Bezug auf das Ausloten unserer eigenen mentalen Zustände. Jedes einzelne Bandmitglied hatte während dem Entstehungsprozess des Albums eine Menge persönlicher Probleme, was man Termination Bliss beim genauen Hinhören durchaus entnehmen kann." Ein neues Album, dessen Fleischwerden jede Menge Blut, Schweiß und Tränen auszeichnet…nebst einem immensen Verbrauch an Filterzigaretten.

Anders als noch zu Synthetic Generation Zeiten besitzt die Band mittlerweile ein eigenes Studio im Herzen Stockholms namens Black Syndicate, in welchem auch die Aufnahmen zu Termination Bliss getätigt wurden. Eine angenehme und praktische Sache, wie Whiplasher findet. „Man ist unabhängig und kann sich ohne jeglichen Stress und Druck auf die Aufnahmen konzentrieren", so der bekennende Kiss- Fan. „So können wir beispielsweise abends Sachen einspielen und uns anschließend Absinth saufend ins Stockholmer Nachtleben stürzen."

Was nicht jeder weiß: Die Vergangenheit der Deathstars wurzelt in einigen der bekanntesten schwedischen Underground- Bands der 90er. Ophthalamia, Swordmaster und ganz besonders Dissection stehen heute noch für morbide Qualität made in Scandinavia. Ihren ganz eigenen Stil erfanden die Deathstars mitnichten über Nacht, vielmehr entwickelte sich selbiger allmählich von Black und Death metal über gotischen Rock bis hin zur modernen Melange aus Death, Gothic, Glam und Industrial, welche die Gruppe heute auszeichnet. Und er passt zu allen Lebenslagen: Ob beim Abrocken in schwarzen Tanztempeln, Fahren auf dem Highway to hell oder Sex. Nicht umsonst stechen Deathstars, wie Whiplasher mit breitem Grinsen erklärt, im Grunde für „schwarze Limos, Rasierklingen, Sex und schöne Frauenkörper."

Momentan stehen die Deathstars mit einigen namhaften Künstlern der Gothic-, Rock- und Metal- Szene für den Posten des Support- Acts in Verhandlungen, schließlich möchte man Europa 2006 mit gehörig sexy Darkness live beglücken. „Lieber gehen wir als Vorband mit einer populären Gruppe auf Tour als eine schlechte Headlinertour abzuliefern", kommentiert Whiplasher die Situation. Den Zuschauer erwartet einiges: „Die dunkle Raffinesse von einer dunklen Rock- Band, die Eltern hassen und sexy Teenager lieben werden", ist sich der Sänger sicher. Mütter, haltet eure Töchter fest, die Deathstars sind in der Stadt…

 

 

 
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